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Schiedsgerichtsverfahren GmbH: Vorteile und Anwendungen

Das Schiedsgerichtsverfahren stellt eine Alternative zum Verfahren vor staatlichen Gerichten dar, besonders bei Konflikten unter Gesellschaftern einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). In diesem Beitrag soll geklärt werden, was unter dem Schiedsverfahren zu verstehen ist, welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt und was der Unterschied zu staatlichen Gerichtsverfahren ist.

Was ist das Schiedsgerichtsverfahren?

Ein Schiedsgerichtsverfahren ist ein privates, außergerichtliches Verfahren zur Beilegung von Streitigkeiten. Anstelle eines staatlichen Richters entscheiden eine oder mehrere Schiedsrichter über den Konflikt. Diese Schiedsrichter werden in der Regel von den Parteien ausgewählt und verfügen oft über spezielle Fachkenntnisse, die für den Streitfall relevant sind. Im Kontext von GmbH-Streitigkeiten wird das Schiedsgerichtsverfahren häufig in Gesellschaftsverträgen oder gesonderten Schiedsvereinbarungen festgelegt. Dabei verpflichten sich die Gesellschafter, im Fall eines Konflikts kein staatliches Gericht anzurufen, sondern ein Schiedsgericht.

Vor- und Nachteile des Schiedsgerichtsverfahrens

Vorteile:

  • Vertraulichkeit: Schiedsgerichtsverfahren sind nicht öffentlich, was bedeutet, dass sensible Unternehmensinformationen und interne Angelegenheiten der GmbH nicht in die Öffentlichkeit gelangen. Dies ist besonders wichtig, wenn Geschäftsgeheimnisse oder strategische Unternehmensentscheidungen zur Debatte stehen.
  • Schnelligkeit: Schiedsgerichtsverfahren können in der Regel schneller abgeschlossen werden als Verfahren vor ordentlichen Gerichten, da sie weniger formale Verfahrensregeln befolgen müssen. Dies kann dazu beitragen, langwierige und teure Prozesse zu vermeiden.
  • Flexibilität: Die Parteien können den Ablauf des Verfahrens sowie den oder die Schiedsrichter weitgehend selbst bestimmen. Diese Flexibilität ermöglicht es, das Verfahren den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen der Streitparteien anzupassen.
  • Fachkompetenz: Die Möglichkeit, Schiedsrichter mit spezifischem Fachwissen zu wählen, kann die Qualität der Entscheidung verbessern. Besonders bei komplexen wirtschaftlichen und technischen Fragestellungen ist dies ein großer Vorteil.
  • Endgültigkeit: Schiedssprüche sind in der Regel endgültig entschieden und lassen sich nur in Ausnahmefällen anfechten. Dies bietet eine größere Rechtssicherheit und kann langwierige Berufungsverfahren vermeiden.

Nachteile:

  • Kosten: Die Parteien müssen die Schiedsrichter und die Durchführung des Verfahrens selbst bezahlen, was teurer sein kann als ein staatliches Gerichtsverfahren. Es entstehen nicht nur Gebühren für die Schiedsrichter, sondern auch Kosten für die Miete von Räumlichkeiten und administrativen Support. Regelmäßig sind zu Verfahrensbeginn auch hohe Vorschüsse an die beteiligte Schiedsorganisation zu leisten.
  • Eingeschränkte Rechtsmittel: Da Schiedssprüche nur sehr begrenzt angefochten werden können, besteht das Risiko, dass eine falsche Entscheidung nicht korrigiert werden kann. Dies könnte besonders nachteilig sein, wenn die Entscheidung auf schwerwiegenden Fehlern basiert.
  • Durchsetzbarkeit: Obwohl Schiedssprüche international oft durchsetzbar sind, kann die Durchsetzung in bestimmten Kontexten komplizierter sein als bei staatlichen Urteilen. Besonders in Ländern mit schwachen Rechtssystemen kann dies problematisch sein.

Unterschied zum staatlichen Gerichtsverfahren

Der wesentliche Unterschied zwischen einem Schiedsgerichts- und einem staatlichen Gerichtsverfahren liegt in der Natur des Entscheidungsprozesses und der Institutionen. Während staatliche Gerichtsverfahren von staatlichen Richtern durchgeführt werden und strengen Verfahrensregeln unterliegen, sind Schiedsgerichtsverfahren privater Natur und bieten mehr Flexibilität und Vertraulichkeit. Staatliche Gerichtsverfahren sind öffentlich und bieten umfangreiche Möglichkeiten zur Überprüfung und Anfechtung von Entscheidungen, während Schiedsgerichtsverfahren in der Regel schneller und weniger formell sind, jedoch nur begrenzte Rechtsmittel bieten.

Staatliche Gerichte arbeiten nach einem festgelegten Prozess, der durch die Zivilprozessordnung (ZPO) bestimmt wird. Dies bedeutet, dass Verfahren oft länger dauern und weniger flexibel auf die Bedürfnisse der Parteien reagieren können. Außerdem sind die Verfahren öffentlich, was zur Offenlegung sensibler Informationen führen kann. Im Gegensatz dazu sind Schiedsgerichtsverfahren privat und die Parteien können den Verfahrensablauf sowie die Wahl der Schiedsrichter selbst bestimmen. Dies führt zu einem maßgeschneiderten und oft effizienteren Prozess.

GmbH-Konflikte im Schiedsgerichtsverfahren

Schiedsgerichtsverfahren sind besonders geeignet für eine Vielzahl von Konflikten unter Gesellschaftern einer GmbH, darunter:

  • Streitigkeiten über Geschäftsführungsmaßnahmen: Wenn es Uneinigkeit über wesentliche unternehmerische Entscheidungen gibt. Beispielsweise könnten Konflikte über die strategische Ausrichtung des Unternehmens oder Investitionsentscheidungen auftreten.
  • Verletzungen von Gesellschafterpflichten: Bei Streitigkeiten über die Einhaltung von Pflichten und Rechten der Gesellschafter. Dies könnte die Pflicht zur Leistung von Einlagen oder die Verpflichtung zur aktiven Mitwirkung im Unternehmen betreffen.
  • Auseinandersetzungen über Gewinnverteilungen: Konflikte hinsichtlich der Verteilung von Gewinnen und Verlusten. Hier kann es zu Meinungsverschiedenheiten über die richtige Verteilung oder die Ausschüttung von Gewinnen kommen.
  • Konflikte bei Anteilsübertragungen: Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem Kauf oder Verkauf von Gesellschaftsanteilen. Dies kann Fragen der Bewertung der Anteile, Vorkaufsrechte oder die Zulässigkeit der Übertragung betreffen.

Rolle des Anwalts im Schiedsgerichtsverfahren

Ein Anwalt spielt im schiedsgerichtlichen Verfahren eine zentrale Rolle. Er berät die Parteien bei der Erstellung und Verhandlung von Schiedsvereinbarungen, wählt geeignete Schiedsrichter aus und vertritt die Interessen seines Mandanten im Verfahren. Dies umfasst die Vorbereitung und Präsentation von Beweisen, die Entwicklung von Strategien zur Streitbeilegung und die Durchsetzung des Schiedsspruchs. Die Expertise eines Anwalts ist entscheidend, um den Prozess effektiv und erfolgreich zu gestalten.

Ein erfahrener Anwalt hilft nicht nur bei der strategischen Planung des Verfahrens, sondern auch bei der mündlichen Verhandlung, der Erstellung von Schriftsätzen und der Präsentation von Beweisen. Er sorgt dafür, dass die Interessen seines Mandanten bestmöglich vertreten werden und das Verfahren reibungslos verläuft.

Institutionelle Unterstützung

In Deutschland bietet die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) umfassende Unterstützung und Regelwerke für die Durchführung von Schiedsgerichtsverfahren. Die DIS stellt nicht nur qualifizierte Schiedsrichter zur Verfügung, sondern sorgt auch für einen strukturierten und fairen Verfahrensablauf. Sie bietet Regelungen, die den Ablauf des Schiedsgerichtsverfahrens standardisieren und Transparenz sowie Effizienz gewährleisten.

Wichtig ist, dass alle Gesellschafter an dem Schiedsverfahren beteiligt werden, damit ein Schiedsspruch auch zwischen allen Gesellschaftern Wirkung entfaltet.

Die DIS spielt eine zentrale Rolle dabei, das Vertrauen in die Schiedsgerichtsbarkeit zu stärken und ihre Akzeptanz als zuverlässige Alternative zu staatlichen Gerichten zu fördern.

Internationale Schiedsgerichte

Auch auf internationaler Ebene spielen Schiedsgerichte eine wichtige Rolle bei der Beilegung von Gesellschafterkonflikten in multinationalen Unternehmen. Internationale Schiedsgerichte wie die Internationale Handelskammer (ICC) oder das London Court of International Arbitration (LCIA) bieten ähnliche Vorteile wie nationale Schiedsgerichte, einschließlich Vertraulichkeit, Schnelligkeit und Fachkompetenz. Sie sind besonders nützlich, wenn Konflikte über nationale Grenzen hinweg gelöst werden müssen.

Fazit

Das Schiedsgerichtsverfahren bietet eine flexible, vertrauliche und oft schnellere Alternative zum staatlichen Gerichtsverfahren für die Beilegung von GmbH-Gesellschafterstreitigkeiten. Mit der richtigen rechtlichen Beratung und sorgfältiger Vorbereitung kann es eine effektive Methode sein, um komplexe und sensible Konflikte zu lösen. Als Anwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht stehe ich Ihnen mit meiner Expertise zur Seite, um Sie durch diesen Prozess zu führen und Ihre Interessen bestmöglich zu vertreten.

Ein Schiedsgerichtsverfahren kann für Gesellschafter einer GmbH eine effiziente und effektive Lösung bieten, um Streitigkeiten zu klären und gleichzeitig die Geschäftsbeziehungen und den Unternehmensfrieden zu bewahren. Durch die Wahl erfahrener Schiedsrichter und die Unterstützung durch Institutionen wie die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit kann ein hohes Maß an Professionalität und Gerechtigkeit sichergestellt werden. Letztlich bietet das Schiedsgerichtsverfahren eine maßgeschneiderte, vertrauliche und zügige Alternative zu staatlichen Gerichtsverfahren, die den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen der Parteien gerecht wird.

Anwalt Gesellschaftsrecht und Handelsrecht

Dr. Andrelang, LL. M.

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