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Die Abfindung von Gesellschaftern und Lösung von Konflikten

Die Abfindung von Gesellschaftern ist ein komplexes und häufig diskutiertes Thema im Gesellschaftsrecht. In diesem Blogbeitrag werden wir die rechtlichen Grundlagen und die verschiedenen Aspekte der Abfindung von Gesellschaftern bei ihrem Ausscheiden aus einer Gesellschaft näher betrachten. Es wird insbesondere auf die Berechnung, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die möglichen Konfliktpotentiale eingegangen.

Wichtige Gründe für den Ausschluss eines Gesellschafters und wie dieser erfolgt, lesen Sie hier (LINK).

Was ist eine Abfindung?

Eine Abfindung ist eine finanzielle Entschädigung, die ein ausscheidender Gesellschafter für die Aufgabe seiner Anteile und damit verbundener Rechte von der Gesellschaft oder den verbleibenden Gesellschaftern erhält. Der Anspruch auf eine Abfindung entsteht in der Regel dann, wenn ein Gesellschafter aus der Gesellschaft ausscheidet, sei es durch Kündigung, Ausschluss, Tod oder andere in der Satzung festgelegte Gründe.

Rechtliche Grundlagen

Die Regelungen zur Abfindung von Gesellschaftern sind nicht einheitlich gesetzlich geregelt, sondern können je nach Rechtsform der Gesellschaft und den individuellen Vereinbarungen in der Satzung oder im Gesellschaftsvertrag variieren. Im GmbH-Gesetz gibt es beispielsweise keine spezifischen Vorschriften zur Abfindung, was bedeutet, dass die Bedingungen und die Höhe der Abfindung oft durch den Gesellschaftsvertrag individuell bestimmt werden.

Berechnung der Abfindung

Die Berechnung der Abfindung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen und ist häufig ein Grund für Streitigkeiten. In der Regel basiert die Abfindung auf dem Wert der Beteiligung des ausscheidenden Gesellschafters, der durch verschiedene Methoden wie das Ertragswertverfahren, das Substanzwertverfahren oder kombinierte Verfahren ermittelt werden kann. Wesentlich ist, dass die Bewertungsmethode und die Berechnungsgrundlage im Gesellschaftsvertrag festgelegt und von allen Gesellschaftern akzeptiert wird. Ist keine spezielle Berechnungsmethode vereinbart, wird oft der Verkehrswert der Anteile zum Zeitpunkt des Ausscheidens als Berechnungsgrundlage herangezogen.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Die Satzung oder der Gesellschaftsvertrag kann Bestimmungen enthalten, die die Höhe der Abfindung begrenzen oder bestimmte Abzüge vorsehen. Solche Klauseln sind insbesondere dann von Bedeutung, wenn die Auszahlung der vollen Abfindung die Liquidität der Gesellschaft gefährden würde. Allerdings müssen solche Regelungen angemessen sein und dürfen den ausscheidenden Gesellschafter nicht unangemessen benachteiligen. Die Rechtsprechung setzt hier enge Grenzen, um die Interessen der ausscheidenden Gesellschafter zu schützen.

Konfliktpotential und Lösungsansätze

Das Thema Abfindung kann zu erheblichen Konflikten zwischen den Gesellschaftern führen, insbesondere wenn die Höhe der Abfindung oder die Bewertung der Anteile strittig ist. Um solche Konflikte zu vermeiden, empfiehlt es sich, bereits bei der Gestaltung des Gesellschaftsvertrags klare und eindeutige Regelungen zur Abfindung festzulegen. Zudem kann die Einbeziehung eines neutralen Dritten, wie eines Wirtschaftsprüfers oder eines Schiedsgerichts, bei der Bewertung der Anteile sinnvoll sein, um eine objektive und faire Bewertung zu gewährleisten.

Ratenzahlung und Liquiditätsschutz in Abfindungsklauseln

Abfindungsklauseln, die eine gestaffelte Auszahlung der Abfindung vorsehen, spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz der Liquidität einer Gesellschaft. Indem die Auszahlung der Abfindung über einen festgelegten Zeitraum verteilt wird, wird sichergestellt, dass die finanziellen Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber dem ausscheidenden Gesellschafter nicht zu einer übermäßigen Belastung führen. Diese Art der Zahlungsregelung ist besonders wichtig für kleinere oder finanziell angespannte Unternehmen, bei denen eine große einmalige Zahlung die operative Handlungsfähigkeit einschränken könnte.

“Earn-out”-Klauseln und Verhaltensbedingte Ausschlüsse

“Earn-out”-Klauseln binden einen Teil der Abfindung an die zukünftige wirtschaftliche Leistung der Gesellschaft und schaffen so Anreize für den ausscheidenden Gesellschafter, sich bis zum Ende seiner Zeit als Anteilseigner positiv einzubringen. Darüber hinaus können in den Abfindungsklauseln spezifische Bedingungen definiert werden, die bei schädlichem Verhalten eines Gesellschafters einen Ausschluss von der Abfindung ermöglichen. Diese Regelungen fördern ein verantwortungsbewusstes und unternehmensdienliches Verhalten und vermeiden zugleich potenzielle finanzielle Verluste, die durch gegenteiliges Handeln entstehen könnten. Die sorgfältige Ausarbeitung dieser Klauseln trägt wesentlich dazu bei, zukünftige rechtliche Auseinandersetzungen zu minimieren und die Harmonie innerhalb der Gesellschaft zu bewahren.

Abfindung Gesellschafter: Steuerliche Behandlung

Die steuerliche Behandlung einer Abfindung, die ein Gesellschafter beim Ausscheiden aus einer Gesellschaft erhält, ist ein weiterer wesentlicher Aspekt, der sowohl für den ausscheidenden Gesellschafter als auch für die Gesellschaft von Bedeutung ist. Grundsätzlich wird die Abfindung in Deutschland unter bestimmten Umständen als Einkommen betrachtet und kann daher steuerpflichtig sein.

Steuerliche Behandlung beim Gesellschafter

Für den ausscheidenden Gesellschafter kann die Abfindung je nach Konstellation entweder zu den Einkünften aus Kapitalvermögen oder zu den Einkünften aus Gewerbebetrieb zählen. Wird der gesamte Geschäftsanteil veräußert, unterliegt der dabei realisierte Gewinn (Differenz zwischen Abfindungsbetrag und ursprünglichem Kaufpreis der Anteile) der Abgeltungsteuer oder der Einkommensteuer mit dem persönlichen Steuersatz des Gesellschafters, falls dieser eine Option zur Besteuerung nach dem Teileinkünfteverfahren wählt. Diese Regelung ermöglicht eine teilweise Steuerfreistellung des Gewinns, wodurch 40% des Veräußerungsgewinns steuerfrei bleiben.

Steuerliche Behandlung bei der Gesellschaft

Auf der Seite der Gesellschaft können die gezahlten Abfindungen unter bestimmten Voraussetzungen als Betriebsausgaben abgezogen werden, was die steuerliche Belastung der Gesellschaft mindern kann. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Auszahlung der Abfindung zur Sicherung oder zum Erwerb der Einkunftsquelle dient und nicht überwiegend gesellschaftsrechtlichen Gründen folgt. Die genaue steuerliche Absetzbarkeit der Abfindungszahlungen sollte daher im Einzelfall geprüft und idealerweise mit einem Steuerberater abgestimmt werden.

Wichtige Aspekte

Es ist wichtig, dass sowohl Gesellschaft als auch Gesellschafter die steuerlichen Implikationen einer Abfindungszahlung im Vorfeld genau prüfen und die steuerliche Berichterstattung entsprechend anpassen. Durch sorgfältige Planung und Beratung können steuerliche Nachteile vermieden und die finanziellen Interessen aller Parteien optimal unterstützt werden. Somit stellt die steuerliche Behandlung der Abfindung einen entscheidenden Faktor bei der Gestaltung von Gesellschafterabfindungen dar und sollte nicht unterschätzt werden.

Fazit

Die Abfindung von Gesellschaftern ist ein wichtiger Aspekt im Gesellschaftsrecht, der sorgfältige Planung und klare Vereinbarungen erfordert. Um zukünftige Streitigkeiten zu minimieren, sollten die Regelungen zur Abfindung präzise formuliert und an die spezifischen Bedürfnisse und Strukturen der Gesellschaft angepasst werden. Durch vorausschauende Vertragsgestaltung und faire Bewertungsmechanismen können die Interessen aller Beteiligten gewahrt und das Fortbestehen der Gesellschaft gesichert werden.

Anwalt Gesellschaftsrecht und Handelsrecht

Dr. Andrelang, LL. M.

Fachanwalt für Internationales Wirtschaftsrecht

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